ROMERÍA PAGO DE GUERRA UND ANDERSWO

Vorneweg-Worte

Heute ist Sonntag, einer derer, die ihrem Namen alle Ehre machen. Im April könnte das selbst in Andalusien anders sein. 

Es ist ein besonderer Sonntag. Pago de Guerra eröffnet den Reigen der diesjährigen Romerías in unserer Region. Im Mai folgt die Romería in El Cerval, im Juni in Almuñécar und später im Oktober nicht allzu weit weg in Salobreña.

Romería - kleine Begriffsbestimmung

Die RAE (Real Academía española) beschreibt eine Romería als

  1. Pilgerfahrt, die zu einem Heiligtum führt;
  2. Volksfest auf dem Land in der Nähe eines Heiligtums mit Picknicks, Tänzen usw;
  3. große Anzahl von Menschen, die zu einem Ort strömen.
 

Die Dauer von Prozessionen / Wallfahrten ist unterschiedlich. Manche währen einen Tag, andere erstrecken sich über einen längeren Zeitraum. Auf den Weg kann man sich machen sowohl zu Fuß, mit Pferd und Wagen als auch per Auto und sogar auf Flößen. 

Die folgenden Fotos aus 2018 der Romería von El Cerval zeigen gut den Volksfestcharakter. Singen und Tanzen gehören dazu, ebenso Paella und Buñuelos. 

Klickt gern auf die Fotos, dann könnt ihr sie einzeln und größer anschauen. 

Romería etymologisch

  • Romería kommt von “romero”. 
  • Ein romero ist wer, der zu einer Einsiedelei oder einem Schrein reist oder pilgert.  
  • Romero nun kommt von “romarius”, abgeleitet von “roma” und bezeichnet diejenigen, die nach Rom, eines der drei großen Pilgerziele neben Jerusalem und Santiago de Compostela, gepilgert waren. 
  • Aber: Rosmarin, auf Spanisch ebenfalls romero, hat einen anderen Ursprung, nämlich Ros Maris “Tau des Meeres” oder ros marinos.  (zur Quelle: hier)
Romero auf unserer Terrasse und gern gesehener Gast in der Küche

Romería de Rocio

Die wohl größte und bekannteste Romería Spaniens ist die Romería in Aldea del Rocio. Sie findet seit 1758 zu Pfingsten statt, also 50 Tage nach Ostern. Eine Vielzahl von Bruderschaften ist beteiligt. Mir begegneten Zahlen von “mehreren 100.000 Menschen” bis zu “über einer Million”, die sich auf den Weg machen.

Provinz Granada

In Zújar in der Provinz Granada ist die Wallfahrt zum Cerro Jabalcón von Bedeutung. Sie findet im Rahmen des Patronatsfestes zu Ehren der Virgen de la Cabeza statt. Das Fest ist bekannt als “Fiestas de Moros, Cristianos y Diablos” (Fest der Mauren, Christen und Teufel). Da kann man nur staunen. Schon wieder etwas, worüber sich zu recherchieren sicherlich lohnte. Es existiert bereits seit 400 Jahren, wird am letzen Sonntag im April begangen und von Tausenden besucht.

Wer Spanisch versteht und mehr wissen möchte: Auf Wiki gibt es einen ausführlichen Artikel. Ihr findet ihn hier.

Romería in Pago de Guerra

Nein, auf eine 400-jährige Tradition kann Pago de Guerra nicht zurückblicken. In diesem Jahr ist es die 21ste Romería. Wir wollen dabei sein, Freunde treffen, Nachbarn wiedersehen, eine gut gemeinte Portion der “paella gigante” genießen, später “buñuelos” – in Öl ausgebackene Teigkringel – und natürlich fotografieren. Die Kamerataschen stehen längst bereit. Wir machen uns auf den Weg.

Der Weg nach oben

Steil geht es hoch. Die für meine Gemütsruhe deutlich zu schmale Straße windet sich wie eine Schlange in Serpentinen nach oben und da ist keine Leitplanke, kein gar nix. Ich halte mich am Türgriff fest, als wenn das im Falle eines Falles etwas nützen würde. 

Die zugegeben schönen Aussichten weithin bis zum Meer versüßen mir die Fahrt nicht. Zu allem Überfluss biegen wir an einer entscheidenden Stelle falsch ab. Auch das noch! 

Was mir dennoch auffällt: Im April / Mai gleichen die Straßenränder und Hänge an vielen Stellen buntgetupften Stoffbahnen. Blüten ohne Zahl wiegen sich im Frühlingswind. In diesem Jahr ist fast alles trocken wie sonst im Hochsommer. 

Schlussendlich kommen wir am Festort an. Ich verdränge gekonnt jeden weiteren Gedanken an die Rückfahrt und freue mich darauf vertraute Gesichter wiederzusehen.

Dies Foto hat Omar vom Festplatz aus gemacht.

Der Tag

Der Platz ist bestückt mit Tischen und Stühlen. Fast alle sind belegt. Eine Bar erwartet Gäste. Die “paella gigante” schmurgelt verheißungsvoll über offenem Holzfeuer vor sich hin. Leute sitzen plaudernd zusammen, vor sich auf den Tischen das mitgebrachte Picknick. Um die 150 Personen feiern gemeinsam. Es ist ein kleines Fest mehr oder weniger in der Größe einer spanischen Hochzeit.

Um 11 Uhr wurde die Virgen de Fátima y Sagrado Corazón de Jesús von der Ermita zum Festplatz nach oben getragen. Dort steht sie nun unter einem Baldachin und schaut dem Treiben zu. Besucher stellen sich ihr gern zur Seite und lassen sich fotografieren. Der Name Fátima kommt aus dem Arabischen und bedeutet “die Entwöhnte” und Sagrada Corazón “heiliges Herz”. 

Am frühen Nachmittag ist die riesige Paella fertig. Große Portionen werden verteilt. Sie schmeckt! 

Gegen 19 Uhr wird die Virgen in einer kleinen Prozession zurück in die Ermita getragen und der Tag endet mit einer Messe. Alles läuft sehr entspannt und unaufgeregt. 

La Virgen de Fátima y Sagrada Corazón de Jesús.
Romería
Lasco macht seit Jahren die Paella. Foto: Omar Rizzo
Ich sprach die Familie auf Spanisch an, ob ich das Foto veröffentlichen darf. Man signalisierte mir, dass Spanisch nicht gut verstanden würde. Also das Ganze nochmals in Englisch. Als ich sagte aus Deutschland zu sein, hier zu leben, einen Blog zu schreiben, hieß es lachend: Wir können auch Deutsch miteinander reden!

Kultur

Selbstredend darf ein Flamenco-Sänger nebst Gitarrist nicht fehlen. Zwischen Paella und Buñuelos zeigen sie ihr Können. Mir ist der Klagegesang bisher immer noch etwas fremd. Vielleicht liegt es daran, dass ich den auf diese Weise gesungenen Text kaum verstehe. Aber der Mimik und Gestik des Sängers kann ich folgen und die Zauberei des Gitarristen auf den Saiten seiner Gitarre fasziniert mich immer wieder auf’s Neue. 

Im Anschluss betritt mein Chor “Coro Cosas Nuestras” die Bühne. Mein Chor deshalb, weil ich vor Corona mitgesungen hatte und mich immer noch zugehörig fühle.

Romería Guerra
Foto: Omar Rizzo

Was mich weiterhin beschäftigt

Pago de Guerra - ein außergewöhnlicher Name

Das “Pago” im Ortsnamen steht nach RAE für ein bestimmtes Gebiet mit Ländereien wie Weinberge und Olivenhaine oder für “kleines Dorf”. Guerra nun bedeutet Krieg. Ein fremd anmutender Name. Weder ich noch “google-maps” wissen von einem Ort in Deutschland, der Krieg heißt. Wie kommt ein solcher Name zustande? Warum heißt Pago de Guerra so? Niemand konnte mir das beantworten. Lediglich Vermutungen wurden genannt, die leider nicht weiterhelfen.

Familienname Guerra

Über den Namen Guerra selbst aber konnte ich etwas herausfinden. Wie wir in der Schule gelernt hatten, wurden Nachnamen eingeführt, um Personen besser zu unterscheiden. Das konnte der Beruf sein, wie z.B. Müller oder neben anderem auch eine Eigenschaft, die der Person zugeschrieben wurde. 

Im Fall “Guerra” wird vor allem auf Don Pedro Fernández de Castro (1290-1342) verwiesen. Er spielte in verschiedenen Schlachten eine große Rolle und soll äußerst waffengewandt gewesen sein. Deshalb wurde er Don Pedro “de la Guerra” genannt. Daraus entwickelte sich dann der gebräuchliche Nachname Guerra. 

Daneben gibt es Hinweise auf den Namen in den Bergen von Santander und auf den Kanarischen Inseln. 

Wappen für den Familiennamen

Vollkommen neu ist mir: Es gibt Wappen für Nachnamen, so auch ein Guerra-Wappen.

Im Zentrum befindet sich ein steinerner Turm, ähnlich denen, die hier an der Küste stehen. Aus beiden Fenstern und den Schießscharten züngeln Flammen. Links neben dem Turm steht “Ave” rechts “María”. 

Man lernt nie aus. 

Meine Quelle findet ihr hier – da ist auch ein Bild des Wappens.

Turm auf dem Cerro Gordo, der La Herradura rahmt. Er hat allerdings weder Fenster noch Schießscharten.

Hintendran-Worte

Natürlich musste es passieren. Auf dem Rückweg kam uns auf dieser schmalen Straße ein Auto entgegen. Wir befanden uns leider an der Außenkante. Für mich grenzt es an ein Wunder aneinander vorbei gepasst zu haben. 

Insgesamt aber liegt ein schöner, freundlicher Tag hinter uns. Wie erwartet haben wir viele bekannte Gesichter wiedergesehen, dazu neue Nachbarn kennengelernt, hier und da ein wenig erzählt, allerhand erfahren und jede Menge fotografiert.  

Einige Fragen sind unbeantwortet geblieben. Das gehört offenbar dazu.

Am 7. Mai werden wir uns zur Romería nach El Cerval Alto auf den Weg machen. Im Juni ist dann die von deutlich mehr Menschen besuchte “Romería de San Isidro” in Almuñécar. Das Prinzip allerdings ist und bleibt das gleiche

Liebe Grüße und Auf Wiederlesen, eure Ramona 

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