Wenn ich Zuckerrohr lese oder höre, dann fällt mir sogleich die Mojito-Bude auf dem wunderbaren Mittelaltermarkt von Frigiliana ein. Den Cocktail stellten sie mit frischem Saft her. Nachdem ich allerdings sah, wie großzügig der Alkoholanteil bemessen war, zog ich einen alkoholfreien vor. Mehr zum Mittelaltermarkt gibt es im August in einen Extra-Beitrag. Heute soll es ja um das Zuckerrohr gehen.
Vorn rechts seht ihr die Zuckerrohrstangen .
Ich muss schon mal vorab schauen
Die Deutschsprachige Vereinigung Almuñecar bot am 9.2.2023 einen Ausflug ins Zuckerrohrmuseum (Museo Preindustrial de la Caña de Azúcar) nach Motril an. In Vorbereitung auf den Besuch war ich schon zuvor im Netz unterwegs. Nun frage ich euch: “Hättet ihr gewusst, dass die Zuckerrohrpflanze ihren Weg von Europa nach Amerika genommen hatte – und nicht umgekehrt?” Kolumbus nahm sie auf seiner zweiten Reise mit. Nach Andalusien, damals Al-Andaluz, war sie mit den Arabern gekommen. Ihren Ursprung hat sie wahrscheinlich in Neu-Guinea.
Die Region um Motril war sogar einst das Zentrum Europas. Seit dem 10. Jahrhundert wurde die Pflanze angebaut, 2006 dann endgültig der Export eingestellt. Seither findet der Anbau ausschließlich im kleinen Rahmen statt.
Wer mehr dazu lesen mag, hierhabe ich die meisten der Infos entnommen. Allerdings ist die Übersetzung auf Deutsch zum jetzigen Zeitpunkt abenteuerlich zu lesen.
Derzeit gibt es kein frisches Zuckerrohr zu kaufen. So bin dankbar, dies Foto - entdeckt auf Pixabay - zeigen zu können.
Auswirkungen auf die Landschaft
Was ich bei meiner Suche gefunden habe ist außerdem, dass mit der Produktion von Zucker ein großes Abholzen von Bäumen einsetzte. Ohne ihr Holz, ohne Feuer, wäre alles nicht möglich gewesen und es kam auch während der Epoche der Zuckerproduktion zu extremen Engpässen. Ich nehme mir vor, im Museum nachzufragen, ob in Motril heute etwas in Sachen Aufforstung unternommen wird.
Der kompetente und freundliche junge Mann, der uns dann auf Deutsch (!) durch die Ausstellung führte, erzählte mir im Vorfeld, dass Pinien nachgepflanzt werden. In einem Gebiet, in dem ein Feuer tobte, sollen es Steineichen sein. Das lässt hoffen.
Es ist frisch hier
Zum Glück war vorher fürsorglich von der Organisatorin angekündigt worden, dass es frisch werden könnte. So hatte ich eine dicke Jacke an. Ob das bedeutet, den Rundgang durch das Museum im Sommer bei angenehmer Kühle machen zu können, kann ich nicht beurteilen.
Durch eine denkbar unscheinbare Tür
Durch eine denkbar unscheinbare Tür tritt man ein. Direkt hinter der Kasse öffnet sich ein Raum. Rechts und links sind Leuchtbilder angebracht, die den Besucher durch die Geschichte führen. Unter den Bildtafeln finden sich erklärende Worte in Spanisch, Deutsch, Englisch und Französisch. In diesem Raum fand auch die grundlegende Einführung statt.
Wir, mehr als 20 Personen, erfuhren neben vielem anderen, dass die Ernte “Zafra” genannt wurde. “Zafra” heißt auf Arabisch “gelb”. Sofort kam wer auf azafrán (Safran). Und nun wird auch der Name der Straße klar, in der sich der Eingang des Museums befindet. Calle Zafra N° 6
Wir hörten, dass dies die einzige Zuckermanufaktur in Europa ist, die in ein Museum verwandelt wurde. Welch ein Glück haben wir, dass es in unserer Nähe ist.
Und wir staunten, dass in einer bestimmten Epoche 40% der Zuckers, der in Paris konsumiert wurde, aus unserer Region hier stammte. Donnerwetter.
Kino inbegriffen
Danach ging es abwärts in den Keller zum Kino. Uns wurde ein kurzer Film mit Untertiteln in Deutsch gezeigt. Wir sahen, hörten/lasen viel. Auch dass Motril reich wurde durch Zucker und dieser Reichtum Piraten anzog. Ein Pirat ganz anderer Art war die Steuerlast, die als viel zu hoch angesehen wurde.
Wie damals so heute: “Es gibt nichts Neues unter der Sonne”, so steht es schon treffend im Buch Kohelet, auf Deutsch Versammler, besser bekannt unter Prediger.
Der mühsame Weg vom Zuckerrohr zum Zucker
200 Jahre blieb die Herstellung in dieser vorindustriellen Fabrik mit Namen “Ingenio de La Palma” praktisch gleich. Es handelte sich um Handarbeit ausgeführt von Facharbeitern. Eine wichtige Rolle hatte der Zuckermachermeister. Seine Aufgabe war, den genauen Siedepunkt festzustellen. Nur so konnte der Zucker in den Formen einwandfrei kristallisieren.
Die Ernte fand im Frühjahr statt, wenn das Zuckerrohr noch grün ist.
Sie wurde mit Eseln und Mulis transportiert.
Zunächst stand die Säuberung an. Blätter wurden entfernt.
Als es die effektiveren Pressen noch nicht gab, wurde das Rohr zuvor zerhackt
und dann zermahlen, um den Saft zu entziehen.
Um mehr Ertrag zu haben, wurde es nochmals gepresst.
Danach wurde der Saft in Siedekesseln weiter verarbeitet: Dünnsaftkessel, Dicksaftkessel und Sudpfanne.
Quellen: Vortrag und Infotafel im Museum.
Der Zuckerhut
“Die Perser entwickelten um 600 nach Christus eine interessante Methode der Zuckergewinnung: Sie gaben den heißen Zuckerrohrsaft in ein umgedrehtes, kegelförmiges Gefäß mit einem Loch in der Spitze. Durch diese Spitze lief der nicht zuckerhaltige Sirup ab, während im Kegel der Zucker auskristallisierte.” Zitat gefunden: hier Es war ein langwieriger Prozess, der immerhin 5 – 6 Monate dauerte.
Mir ist nicht so ganz klar, wieso dieser ablaufende Sirup zuckerfrei sein kann. Beim nächsten Besuch, werde ich nachfragen.
Dreht man die Form dann um, fällt der Kegel raus.Ich denke an meine Kindheit. Da gab es Silvester eine Feuerzangen-Bowle, die ich allerdings nicht probieren durfte. Keiner ahnte, dass der Zuckerhut den Persern zu verdanken ist und in dieser Form seit 1.400 Jahren besteht. Vielleicht werde ich in Erinnerung an diesen Besuch zu Silvester selbst eine Feuerzangen-Bowle machen.
Wie schade, dass es damals noch keine Foto-Handys gab und mein Vater mich nicht frühzeitig in die Geheimnisse der Fotografie eingeweiht hatte.
Das ist - unschwer zu erkennen - eine dieser Formen. Das Loch wurde mit Papier verschlossen.
Die Kegel wurden mit der Spitze nach unten auf Tongefäße gestellt.
Ein fertiger Kegel. Es waren wohl Kostbarkeiten, die zu Taufen und Hochzeiten verschenkt wurden.
Die Entdeckung der alten Fabrik
1990 begannen im hinteren Teil der Casa de la Palma Umbauarbeiten. (Der Link führt zu Infos auf Spanisch) Dabei stieß man auf Überreste eines vorindustriellen Zuckerwerkes. Archäologische Untersuchungen und entsprechende Dokumente machten es möglich, dieses Werk als “Ingenio de la Palma” zu identifizieren. Bei den Dokumenten handelte es sich um Inventare, die im Stadtarchiv aufbewahrt sind. (Quelle: Schautafel im Museum)
Einen Besuch in diesem Museum kann ich ohne “wenn und aber” empfehlen. Ich bin fasziniert von der hier dargestellten Epoche, von dem, was sich historisch vor unserer Haustür zugetragen hatte. Natürlich erfährt man vor Ort bedeutend mehr Details.
Bei meiner Recherche bin ich auf weiterführende Themen gestoßen, wie es halt so ist, wenn man beginnt zu graben. In den nächsten Monaten werde ich schreiben zu:
Faszinierendes Zuckerrohr (2) Rum-Fabrik, Motril
Faszinierendes Zuckerrohr (3) Miel de Caña
Frigiliana Mittelaltermarkt
Ich sage herzlich Dank an das Museum, fotografieren und die Fotos veröffentlichen zu dürfen.
Telefon, Anschrift und mehr (Stand 02/23)
Telefon: 958 822 206
Anschrift: Museo del Azúcar de Motril C/ Zafra nº6, 18600 Motril (Granada)
Öffnungszeiten Sommer, 15. Juni bis 15. September: Die – Sa 10-14 und 18-20 Uhr, So 10-14 Uhr
Öffnungszeiten Winter, 16. September – 14. Juni: Die – Sa 9-14 und 16-19 Uhr, So 9-14 Uhr
Danke, liebe Ramona. Leider hatten Karsta und ich den Ausflug mit dem Club versäumt. Den Bericht sagt uns, dass wir ihn unbedingt privat nachholen müssen. Danke dafür.
Wie ich sehe, hast du auf deiner Website ja noch mehr schöne Berichte. Ich muss mir unbedingt die Zeit nehmen, sie zu lesen.
Achja, und es sollte mich freuen, wenn wir uns bei einer Gelegenheit einmal näher kennenlernen könnten. Obwohl ich schon seit 50 Jahren nach Almuñécar komme, kann ich von dir noch viel lernen.
Liebe Grüße
( Klaus und Karsta )
Ihr Lieben, herzlichen Dank für diesen freundlichen Kommentar. Es tut wohl. Bestimmt gibt es die Gelegenheit eines Kennenlernens. Aber seid gewiss, ich kann sicherlich auch ganz viel von euch lernen. So ist es doch immer – ein gegenseitiges Nehmen und Geben. In diesem Sinne eine gute Woche, liebe Grüße, Ramona
Da ich bei der Besichtigung der Zuckerrohrfabrik in Motril nicht dabei sein konnte, war es schön die Tour virtuell miterleben zu können, durch deine Augen.
Hallo André, lieben Dank für diese positive Rückmeldung. Schade, ich hätte dich gern gesehen. Die Fabrik ist ein Abenteuer, vor allem weil wir alles so gut und dabei kurzweilig erklärt bekamen. Liebe Grüße, ramona
4 Antworten
Danke, liebe Ramona. Leider hatten Karsta und ich den Ausflug mit dem Club versäumt. Den Bericht sagt uns, dass wir ihn unbedingt privat nachholen müssen. Danke dafür.
Wie ich sehe, hast du auf deiner Website ja noch mehr schöne Berichte. Ich muss mir unbedingt die Zeit nehmen, sie zu lesen.
Achja, und es sollte mich freuen, wenn wir uns bei einer Gelegenheit einmal näher kennenlernen könnten. Obwohl ich schon seit 50 Jahren nach Almuñécar komme, kann ich von dir noch viel lernen.
Liebe Grüße
( Klaus und Karsta )
Ihr Lieben, herzlichen Dank für diesen freundlichen Kommentar. Es tut wohl. Bestimmt gibt es die Gelegenheit eines Kennenlernens. Aber seid gewiss, ich kann sicherlich auch ganz viel von euch lernen. So ist es doch immer – ein gegenseitiges Nehmen und Geben. In diesem Sinne eine gute Woche, liebe Grüße, Ramona
Danke Ramona für deinen Bericht!
Da ich bei der Besichtigung der Zuckerrohrfabrik in Motril nicht dabei sein konnte, war es schön die Tour virtuell miterleben zu können, durch deine Augen.
Liebe Grüße,
André.
Hallo André, lieben Dank für diese positive Rückmeldung. Schade, ich hätte dich gern gesehen. Die Fabrik ist ein Abenteuer, vor allem weil wir alles so gut und dabei kurzweilig erklärt bekamen. Liebe Grüße, ramona