Mitte Oktober 2016. Es sollte losgehen. Ich hatte beruflich noch am Bodensee zu tun. Deshalb startete ich von da aus ins Abenteuer Andalusien. Voller Freude brach ich auf. Wie würde es sein?
Die Fahrt
Meine Sorgen waren unbegründet. Ein lieber Freund fuhr mit mir, blieb ein paar Tage und flog dann zurück. Damals war ich dankbar. Ich fühlte mich bedeutend sicherer. Später dachte ich manchmal, allein zu fahren wäre besser gewesen. Dann wäre es wirklich mein Weg gewesen.
Erste Eindrücke
Wir fuhren durch wunderschöne Gegenden und erschreckende Außenbezirke großer Städte. Kamen durch hübsche kleine Orte und durch andere. Der letzte Ort, in dem wir übernachteten, war einer der schönen. Das Hotel war gut, der Parkplatz nachts bewacht. Hinter dem Hotel war das Meer.
Zum Frühstück am nächsten Morgen genoß ich das erste “Tostada con aceite y tomates”.
Die Ankunft
Was eine Aufregung als ich Almuñécar von oben sah. Es schien viel größer als vermutet. Eine kurvenreiche Straße führte nach unten.
Und dann war ich endlich da, am Paseo San Cristóbal, am Mittelmeer. Die Sonne schien, die Palmen palmten und ich war glücklich.
Die netten Vermieter standen auf dem Balkon, winkten und signalisierten damit “Hier bist du richtig!” Und so war es dann ja auch!
Nebel lichten
Ich befand mich bildlich gesprochen wie im Nebel und musste mir Stück für Stück Schneisen bahnen. Wo war noch gleich die Straße xyz, wo das Rathaus?
Es galt den Alltag komplett neu zu organisieren.
Ausflüge, wie zur Alhambra, kamen erst um die Weihachtszeit.
Drei Monate später - die Entscheidung
Weihnachten lag hinter mir, das neue Jahr hatte begonnen. Wehmütig dachte ich an meine Abreise. Mir war klar, nicht in der Lage zu sein über Monate im Jahr zwei Wohnungen zu finanzieren
Eine Entscheidung musste her, die mir schlaflose Nächte bescherte. Könnte ich einfach hier bleiben? Wäre Rügen eine Alternative? Da war ich gern und oft nach der Grenzöffnung. So ging es eine Weile rauf und runter.
Ich bleibe
Dann kam der Morgen, an dem ich wusste: Ich bleibe. Die Entscheidung war gefallen, das gedankliche Hin und Her hatte ein Ende. In Absprache mit meinem Sohn kündigte ich meine Wohnung. Bis heute bin ich ihm und lieben Freunden sowas von dankbar, die Auflösung gemacht zu haben. Vieles behielt er, anderes wurde verschenkt, weniges verkauft, manches entsorgt.
Wohnungslos
Was mich etwas nervös sein ließ: Die Wohnung in Deutschland war gekündigt, meine Langzeit-Ferienwohnung nicht ganzjährig zu mieten und man hatte mir gesagt, es sei nicht leicht Mietwohnungen zu finden. Es war ein seltsames Gefühl, nicht zu wissen, wie und wo ich leben werde. Das sollte etwa vier Wochen so bleiben.
Alles wird gut
Der dritte Besichtigungstermin klappte. Ich fand über ein digitales Anzeigenblatt ein kleines, bezahlbares Reihenhaus mit herrlichem Blick über die Bucht von Velilla. Ein wunderschöner Pool gehörte zur Siedlung.
Der Haken an der Sache
Das Häuschen hatte einen Haken, den ich ahnte aber ignorierte, weil ich Sicherheit wollte. Die Sonne schien ein halbes Jahr nicht direkt in die Wohnung. Man unterschätzt leicht den andalusischen Winter. Ohne Sonne kann es unangenehm frisch werden. Geheizt wurde kostenintensiv per Klimaanlage. Aber egal, ich hatte einen Vertrag in der Hand und einen Schlüssel in der Tasche.
Möbel sind meist da
Wohnungen werden fast ausschließlich möbliert vermietet. Das Wohnzimmer war ausgestattet, Sofa und Tisch waren da, ebenso ein gutes Bett, von dem aus ich auf’s Meer schauen konnte. Es gab gepflegte eingebaute Kleiderschränke, die offene Küche war möbliert mitsamt Kühlschrank und Waschmaschine. Meist sind sogar Küchenutensilien etc. vorhanden.
Doch da war kein Teller, keine Tasse, kein gar nichts. Dem schwedischen Möbelhaus in Málaga stattete ich nicht nur einen Besuch ab.
12 Kisten
14 Umzugskisten brachte mein Sohn auf den Weg. 12 davon kamen an. Von meinem gesamten Leben blieben also 12 Kisten übrig. Ich hatte kein imposantes Bücherregal mehr, wenig Garderobe, kaum Geschirr. Nur Teller und Schüsseln, die meine jüngere Tochter aus Israel mitgebracht hatte. Und meine Küchenmaschine, die bald 35 Jahre zählt und brav ihren Job macht. Weihnachtliches hatte man mir vorher schon geschickt – also doch 13 Kisten.
Meine Parkplatzterrasse
Das Haus war an einen Hang gebaut, die Eingangstür oben. Ebenso oben war der für zwei Autos angelegte Parkplatz. Den funktionierte ich in eine Dachterrasse um. Die half dann auch im Winter sehr, weil da schien die Sonne.
Kurz und knapp
Ich fühlte mich sehr wohl, hatte eine Wohnung, gute Kontakte, kannte mich schon viel besser aus und begann darüber nachzudenken, mir einen kleinen Hund zuzulegen. Wie das wurde, davon erzähle ich euch in einem der nächsten Beiträge.
Und ihr?
Wie war es für euch? Wann und warum hattet ihr euch entschieden zu bleiben oder eben nicht?
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