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ramonarichter

Faszinierendes Zuckerrohr 1 Zuckerrohrmuseum Motril

Aktualisiert: 11. Aug.



Wenn ich Zuckerrohr lese oder höre, dann fällt mir sogleich die Mojito-Bude auf dem Mittelaltermarkt von Frigiliana ein. Den Cocktail stellten sie mit frischem Saft her. Nachdem ich allerdings sah, wie großzügig der Alkoholanteil bemessen war, zog ich einen alkoholfreien vor.


Mojito-Bude auf Mittelaltermarkt in Frigiliana


Ich schaute schon mal vorab

Die Deutschsprachige Vereinigung Almuñecar bot am 9.2.2023 einen Ausflug ins Zuckerrohrmuseum (Museo Preindustrial de la Caña de Azúcar) nach Motril an. In Vorbereitung auf den Besuch war ich schon zuvor im Netz unterwegs.


Von Europa nach Amerika

Hättet ihr gewusst, dass die Zuckerrohrpflanze ihren Weg von Europa nach Amerika genommen hatte – und nicht umgekehrt? Kolumbus nahm sie auf seiner zweiten Reise mit. Nach Andalusien, damals Al-Andaluz, war sie mit den Arabern gekommen. Ihren Ursprung hat sie wahrscheinlich in Neu-Guinea. 


Zuckerrohr in Motril

Die Region um Motril bildete das Zentrum in Europa. Seit dem 10. Jahrhundert wurde die Pflanze angebaut, 2006 dann endgültig der Export eingestellt. Seither findet der Anbau ausschließlich im kleinen Rahmen statt. 

Wer mehr dazu lesen mag, hier habe ich die meisten der Infos entnommen. Allerdings ist die Übersetzung auf Deutsch zum jetzigen Zeitpunkt abenteuerlich. 


Zuckerrohr geschnitten und Glas mit Zuckerrohrsaft

Auswirkungen auf die Landschaft

Ich las zudem, dass mit der Produktion von Zucker ein großes Abholzen von Bäumen einsetzte. Ohne Feuer wäre alles nicht möglich gewesen. Es kam schon während der Epoche der Zuckerproduktion zu extremen Engpässen. Ich nehme mir vor, im Museum nachzufragen, ob in Motril heute etwas in Sachen Aufforstung unternommen wird. 

Der kompetente und freundliche junge Mann, der uns dann auf Deutsch (!) durch die Ausstellung führte, erzählte mir im Vorfeld, dass Pinien nachgepflanzt werden. In einem Gebiet, in dem ein Feuer tobte, sollen es Steineichen sein. Das lässt hoffen.


Es ist frisch hier

Zum Glück war vorher fürsorglich von der Organisatorin angekündigt worden, dass es frisch werden könnte. So hatte ich eine dicke Jacke an. Ob das bedeutet, den Rundgang durch das Museum im Sommer bei angenehmer Kühle machen zu können, kann ich nicht beurteilen.  


Durch eine denkbar unscheinbare Tür

Durch eine denkbar unscheinbare Tür tritt man ein. Direkt hinter der Kasse öffnet sich ein Raum. Rechts und links sind Leuchtbilder angebracht, die den Besucher durch die Geschichte führen. Unter den Bildtafeln finden sich erklärende Worte in Spanisch, Deutsch, Englisch und Französisch. In diesem Raum fand auch die grundlegende Einführung statt.


Neues Wort gelernt

Wir, mehr als 20 Personen, erfuhren neben vielem anderen, dass die Ernte “Zafra” genannt wurde. “Zafra”  heißt auf Arabisch “gelb”. Sofort kam wer auf azafrán (Safran). Und nun wird auch der Name der Straße klar, in der sich der Eingang des Museums befindet. Calle Zafra N° 6


Einzigartig

Wir hörten, dass dies die einzige Zuckermanufaktur in Europa ist, die in ein Museum verwandelt wurde. Welch Glück haben wir, dass es in unserer Nähe ist. 

Und wir staunten, dass in einer bestimmten Epoche 40% des Zuckers, der in Paris konsumiert wurde, aus unserer Region hier stammte. Donnerwetter. 


Kino inbegriffen

Danach ging es abwärts in den Keller zum Kino. Wir sahen einen kurzer Film mit Untertiteln in Deutsch und erfuhren viel. Auch dass Motril reich wurde durch Zucker und dieser Reichtum Piraten anzog. Ein Pirat ganz anderer Art war die Steuerlast, die als viel zu hoch angesehen wurde. 

Wie damals so heute: “Es gibt nichts Neues unter der Sonne”, so steht es schon treffend im Buch Prediger.




Der mühsame Weg vom Zuckerrohr zum Zucker

200 Jahre blieb die Herstellung in der vorindustriellen Fabrik mit Namen “Ingenio de La Palma” gleich. Es handelte sich um Handarbeit ausgeführt von Facharbeitern. Eine wichtige Rolle hatte der Zuckermachermeister. Seine Aufgabe war, den genauen Siedepunkt festzustellen. Nur so konnte der Zucker in den Formen einwandfrei kristallisieren. 

  • Die Ernte fand im Frühjahr statt, wenn das Zuckerrohr noch grün ist. 

  • Sie wurde mit Eseln und Mulis transportiert.

  • Zunächst stand die Säuberung an. Blätter wurden entfernt.

  • Bevor es effektive Pressen gab, zerhackten Arbeiter das Rohr,

  • danach wurde es zermahlen, um den Saft zu entziehen.

  • Um mehr Ertrag zu haben, wurde es nochmals gepresst. 

  • Danach wurde der Saft in Siedekesseln weiter verarbeitet: Dünnsaftkessel, Dicksaftkessel und Sudpfanne.

  • Quellen: Vortrag und Infotafel im Museum. 




Der Zuckerhut

“Die Perser entwickelten um 600 nach Christus eine interessante Methode der Zuckergewinnung: Sie gaben den heißen Zuckerrohrsaft in ein umgedrehtes, kegelförmiges Gefäß mit einem Loch in der Spitze. Durch diese Spitze lief der nicht zuckerhaltige Sirup ab, während im Kegel der Zucker auskristallisierte.”

Zitat: hier Es war ein langwieriger Prozess, der immerhin 5 – 6 Monate dauerte.


Mir ist nicht klar, wieso dieser ablaufende Sirup zuckerfrei sein kann. Beim nächsten Besuch, werde ich nachfragen. 


Dreht man die Form dann um, fällt der Kegel raus. Sie waren wohl Kostbarkeiten und wurden zum Beispiel zu Hochzeiten und Taufen verschenkt.

Ich denke an meine Kindheit. Da gab es Silvester eine Feuerzangen-Bowle, die ich nicht probieren durfte. Keiner ahnte, dass der Zuckerhut den Persern zu verdanken ist und in dieser Form seit 1.400 Jahren besteht, wenn auch anders produziert.



Die Entdeckung der alten Fabrik

1990 begannen im hinteren Teil der Casa de la Palma Umbauarbeiten. (Der Link führt zu Infos auf Spanisch) Dabei stieß man auf Überreste eines vorindustriellen Zuckerwerkes. Archäologische Untersuchungen und entsprechende Dokumente machten es möglich, dieses Werk als “Ingenio de la Palma” zu identifizieren. Bei den Dokumenten handelte es sich um Inventare, die im Stadtarchiv aufbewahrt sind. (Quelle: Schautafel im Museum) 


Recta Netzwerk

Das Museum wurde in das RECTA-Netzwerk für wissenschaftliche und technische Verbreitung aufgenommen, zu dem unter anderem der Wissenschaftspark von Granada, der Botanische Garten von Córdoba und das Museum für Ethnobotanik von Córdoba gehören. In meinen Augen wird damit das hohe Ansehen und die Bedeutung für die Region, für Andalusien, für Spanien unterstrichen. 


Besuch des Museums, ja oder nein?

Einen Besuch in diesem Museum kann ich ohne “wenn und aber” empfehlen. Ich bin fasziniert von der hier dargestellten Epoche, von dem, was sich historisch vor unserer Haustür zugetragen hatte.


Bei meiner Recherche bin ich auf weiterführende Themen gestoßen, wie es halt so ist, wenn man beginnt zu graben. In den nächsten Monaten werde ich schreiben zu:

  • Faszinierendes Zuckerrohr (2) Miel de Caña

  • Faszinierendes Zuckerrohr (3) Ron

 

Ich sage herzlich Dank an das Museum, fotografieren und die Fotos veröffentlichen zu dürfen. 


 

Telefon - Anschrift und mehr (Stand Februar 23)

Telefon: 958 822 206

Anschrift: Museo del Azúcar de Motril C/ Zafra nº6, 18600 Motril (Granada)

Öffnungszeiten Sommer, 15. Juni bis 15. September: Die – Sa 10-14 und 18-20 Uhr, So 10-14 Uhr

Öffnungszeiten Winter, 16. September – 14. Juni:  Die – Sa 9-14 und 16-19 Uhr, So 9-14 Uhr

Eintritt: € 3,00 / ermäßigt € 2,00

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