Der Umzug ist geschafft. Der Alltag kann beginnen. Ich denke darüber nach, wieder einen Hund zu haben. Kleiner als damals unsere Ginny, aber auch nichts für die Handtasche. Ein Havaneser soll es werden. So freute ich mich Welpen gefunden zu haben, groß geworden in einer Familie.
Sonntag 5. März 2017
Heute kann ich meine Kleine in Málaga abholen. Was eine Begrüßung erlebe ich! Das lustige Schwänzchen wackelt im Turbomodus. So viel Aufgeregtheit! Nach kurzem Plaudern machen wir uns auf den Weg.
Kleine Schnupperzeit
Im Auto bleibt sie erst noch auf dem Arm und schnuppert an mir rum. Dann hole ich den "Stall" - die Transportbox - nach vorn und setze sie hinein. Gut 80km liegen vor uns, keine Stunde Fahrt.
Empörung
Unmittelbar vor der Auffahrt zur Autobahn geht's los.
Welch' ein Theater! Sie protestiert lautstark. Was kann man in einer solchen Situation machen? Gar nichts! Wir müssen diese blöden 86 km überwinden. Aber es tut mir in der Seele weh. Nach einer gefühlten Ewigkeit beruhigt sie sich.
Das neue Zuhause
Zuhause nehme ich sie sofort heraus, mach sauber, was sauber zu machen ist und lass sie durch die Wohnung düseln. Fressen mag sie nicht, aber Durst hat sie. Wir gehen zum Pieseln auch schon mal raus.
Überraschung
Später schläft sie auf dem Sofa ein. Noch später, man höre und staune, geht sie allein in den „Stall“. Ich wage es, die Tür zu schließen, leg noch eine leichte Decke drüber, damit es eine schöne Höhle ist. Und dann geschieht das Unerwartete. Lucy schläft völlig entspannt bis zum anderen Morgen durch. Das sollte so bleiben.
Montag 6. März - Schock beim Tierarzt
Nein, nein, sie ist gesund und munter.
Aber: Da Lucy noch nicht geimpft ist, darf sie nicht allein laufen von wegen gefährlicher Keime. Noch nie hatte ich davon gehört. Ich bin einigermaßen geplättet und frag' mich, wie ich ihr das Pieseln draußen beibringen soll.
Dienstag, 7. März
Nun denne: Ich kaufe eine schicke rote Umhängetasche. Der Riemen geht quer über die Schulter. Die Tasche hängt vor meinem Bauch, ein bissl wie freiluftschwanger - oder wie Känguru.
Sie legt ihre Vorderpfötchen gern auf den Rand, das Köpfchen obendrauf und schaut neugierig in die Welt hinaus. Mir wäre lieber, die Vorderpfötchen blieben unten. Auf dem Foto schläft sie.
Mittwoch, 8. März
Mein seniorengeeignetes Hündchen springt wie verrückt hier rum.
In den schlauen Büchern steht, dass Welpen pro Lebensmonat 5 Minuten am Stück laufen sollen. Lucy kann nicht lesen, die Glückliche, deshalb weiß sie auch nichts von den drohenden Gefahren.
Sonntag, 12. März
Wir fahren zu Lute & Jesús. Lucy muss in die Tasche und nein, das Befestigen ihres Geschirrs am Karabinerhaken vergess ich nicht. Wie zuvor legt sie ihre Füße auf den Rand und ihr Köpfchen darauf.
Abflug
Auf dem Weg fällt mir ein, mal eine deutsche Zeitung zu kaufen. Wie ich so schaue, wo der Laden ist, gibt es plötzlich einen Ruck und es baumelt was vor meinen Schienbeinen. Lucy hängt da rum!
Sie hat die Tasche verlassen und ihren ersten Bunjee-Sprung am zum Glück stabilen Gummiband der Tasche versucht. Mit Erfolg.
Gottlob hatte ich ein Hundegeschirrchen gekauft. Hätte sie nur ein Halsband gehabt, wäre es vielleicht der erste und letzte Flugversuch gewesen. Die Fürsorge, sie nicht auf die Straße zu lassen, hätte ihr unter Umständen das Genick gebrochen.
Montag 7. März
Heute geht’s zum Impfen! Ich finde das furchtbar. Der Tierarzt ist zum Glück eine Seele von Mensch. Ich erzähle ihm vom gestrigen Fliegen. Er schaut sie sich an, lässt sie auch über den Boden laufen. Das wundert mich aber doch.
Auf die Untersuchung inklusive wiegen - es sind knapp 1.700g, Mutti freut sich - folgt dann die Spritze. Ich will sie lieber nicht halten und so kommt seine Frau dazu, ebenso Tierärztin. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich mich auch noch abwende. Zu meiner Ehrenrettung: Ich wäre auch nicht gern dabei, wenn mich die Nadel treffen soll und auch da wende ich mich immer ab.
Erkenntnis über Lucy
Wir drei lernen, Lucy gehört nicht zu den Hunden, die so ein Spritzchen hinnehmen, sich einmal schütteln und das war's. Lucy schreit! Und sie mag sich auch überhaupt nicht beruhigen. Sie will auch kein Leckerli.
Sieh' mal einer an
Schließlich bekommen wir unseren Impfpass. Ich setze sie ins rote Täschchen und sieh mal einer an, Madame ward erst einmal nicht mehr gesehen. Geh noch ein wenig ans Meer und dann ab nach Hause. Sie schläft viel.
Mittwoch, 9. März
An diesem Abend stehe ich mit den gut anderthalb Kilo Leben im Arm auf der Terrasse und schaue über die Bucht. Am Himmel funkeln einige wenige Sterne. Es ist ein erhabener Augenblick, wie es eben nur manche sein können.
Donnerstag, 10. März
Bisher hab ich Lucy immer direkt nach dem Aufwachen zum Pieseln nach draußen getragen. Heute soll sie mal allein die Treppe nehmen. Doch da geht's schon los. Ich nehme sie rasch hoch. Als hätte sie am Bäuchlein einen Gartenschlauch, sprengt sie die Treppe. Lektion gelernt.
Trödelladen
Später fahren wir zum Trödel. Ich bin auf der Suche nach nem kleinen Tisch. Sie in der Tasche fiept wie gewohnt rum und na klar, die Impfung längst vergessen, will sie wieder aussteigen. Aber ich verhindere erfolgreich jeden weiteren Sprung.
Überraschung
Ich finde nix. Wir gehen zurück zum Auto. Es steht auf einem Parkplatz, der so heißt, einfach weil Platz ist. Und da will ich sie wenigstens mal kurz auf Mutter Erde setzen, weil sie ja vielleicht mal muss und greif so unter ihr Bäuchlein und greif so voll ins Nasse! Sie hat meinen Bundesdeutschen Personalausweis angepinkelt! Und nicht nur den!
Verbotenes
Am Nachmittag stelle ich sie kurz in der „Deutschsprachigen Vereinigung“ vor, frage nochmal, wo genau der Petancaplatz ist und fahre hin. Links ist der Platz, rechts der Strand. Welch' Verlockung. Wir beide sind dann zum leeren Strand. Sie schnuppert wie verrückt, gräbt im Sand und entdeckt Steine.
Es ist schön, sie so zu erleben. Ich hoffe, das liebe Meer hat alle bösen Keime hinweggespült. Rechtschaffen müde kehren wir nach Hause zurück, zufrieden und glücklich.
Dienstag, 15. März
Lucy kaut an ihrem Kauknochen rum. Der hat sich inzwischen gewandelt in ein 15 cm langes etwas. Plötzlich macht sie komische Geräusche. Das "Kauknochenband" ist verschwunden. Beherzt greife ich ihr ins Mäulchen und ziehe die 15 Zentimeter aus ihrem Hals heraus. Luftlinie wäre das Teil fast wieder hinten raus gekommen.
27. März
Alltag ist eingekehrt. Wir kennen uns gut. Ich weiß, was sie mag und was nicht. Sie hat gelernt, dass mit steigendem Lärmpegel die Chance auf Erfolg sinkt, besonders wenn es um Leckerlis geht. Wenn ich koche, sitzt sie nun erwartungsfroh neben mir. Sie liebt Möhren, Äpfel, Tomaten, Gurke und besonders auch Joghurt. Schaut mein cleveres Mädchen an. Zu dem Zeitpunkt konnte sie die Treppe raufklettern, runter kam sie noch nicht.
Und heute?
Lucy verwandelte sich in einen weißen Hund. Sie zählt bald 8 Jahre. Ihre Quirligkeit sollte noch ein paar Jahre währen. In der Zwischenzeit ist sie ruhiger geworden. Ich hab ihr einige kleine Tricks beigebracht. Seit neuestem kann sie "zählen", bis zwei.
Es ist schön mit ihr!
Und ihr?
Habt ihr ähnliche oder ganz andere Erfahrungen mit euren Tieren gemacht? Ich bin gespannt, was ihr erzählen könnt und freue mich auf eure Kommentare.
Und wenn euch der Beitrag gefallen hat, dann freue ich mich, wenn ihr das kleine Herz ganz unten rechts anklickt.
Und dann ist Lucy ja auch mal ausgebüxt! Weg war sie, aber zum Glück hat jemand sie gefunden und beim Tierarzt abgegeben 😅