Juli 2017 - Ich wohnte neun Monate in Spanien. Es ging mir bestens und ich vermisste kaum etwas. Ich fühlte mich wohl hier und kam sehr gut allein klar.
Eine spanische Freundin hatte sogar einen Fotoclub in La Herradura aufgetrieben. Wer mir da auf welche Weise begegnete, darum geht es in diesem Beitrag.
Das erste Clubtreffen
Ich werde von Ana* abgeholt, ein wenig zu spät. Das macht nichts, dachte ich, wir sind sicherlich nicht die letzten. Doch ich sollte mich irren. Wir betraten den kleinen Raum und sieben Augenpaare richteten sich auf uns. Wer mag das schon?
Ein Mann erklärte gerade die verschiedenen Möglichkeiten um zu fokussieren. Ich verstand es einigermaßen, denn die Begriffe sind mir vertraut. Aber weil ich ja nur schauen wollte, hatte ich nicht mal meine Kamera zum gleich Probieren dabei.
Auf der Rückfahrt sagte ich zu Ana: Das ist ja ein interessanter Typ.
Nein, ich konnte wirklich nicht ahnen, was ich mit nur sechs Worten lostrat.
*Der Name ist geändert.
Das zweite Clubtreffen
Ana erzählte mir auf der Fahrt allerhand über den "Typ", über Omar Alberto. Es war mir schleierhaft, wo sie das alles her hatte.
Inhaltlich ging es an dem Tag um die Graukarte. Gottlob kannte ich mich damit etwas aus. Zur Sicherheit hatte ich obendrein mein Kamerahandbuch dabei, damit ich rasch auf Deutsch nachlesen konnte.
Nur nichts Besseres haben
Wir fotografierten draußen. Das war schön. Was nicht so schön war: Man wollte wissen, womit ich fotografiere. Ich packte meinen Rucksack aus und dieser Omar meinte, ich hätte die besten Objektive, die es auf dem Markt gäbe, damals jedenfalls. Ich wollte nicht das Beste haben. Es war mir hochgradig unangenehm.
Erde, tu dich bitte auf!
Im Anschluss gingen wir, etwa acht Personen, in eine Bar. Omar saß mir gegenüber, Ana an der Stirnseite des Tisches zwischen uns. Mit meinem bisschen Spanisch kamen wir ins Gespräch über Filme. Omar erzählte, er wolle sich einen neuen Fernseher kaufen, seiner sei ihm zu klein geworden. Worauf Ana posaunte: Du kannst ja bei Ramona schauen, sie hat einen großen.
Meine Augen waren vor Schreck wahrscheinlich groß wie Untertassen. Er schaute mich interessiert an und es schien, dass es stiller wurde am Tisch. Wo nur war das Loch zum Verkrümeln?
Fotoaktionen
Der Verein war unglaublich aktiv. Ständig gab es Aktionen. Milchstraße fotografieren zum Beispiel, was vor Ort nie gelang, weil es zu dunstig war oder sogar plötzlich regnete, im August. Dazu traf man sich im kleinen Kreis ständig privat.
Drei der Gruppe hatten sich offenbar vorgenommen unser Kennenlernen zu befördern, man könnte es auch verkuppeln nennen. So aktiv war der Club normalerweise nämlich nicht.
Vom Winken mit dem Zaunpfahl
Einmal sprachen wir in der Gruppe über das, was uns so gefällt. Ich erzählte von schön gedeckten Tischen, vom Kochen und Backen und von nächtlichen Spaziergängen am Strand, die ich hier noch nie gemacht hatte. Worauf einer trötend den Zaunpfahl schwang: Omar, hast du es gehört, sie mag nächtliche Spaziergänge am Strand.
Omar sollte mir später sagen, er habe sich gesorgt, die Freunde würden mit ihren Bemerkungen alles verderben.
Zum ersten Mal zu zweit
Da saßen wir nun vormittags auf der Terrasse einer Bar, zum ersten Mal ohne Freunde. Er erzählte mir aus seinem Leben, von seiner jetzigen Situation. Ich ein wenig von mir aber auch von meinen Bedenken, weil ich ja nicht wirklich gut Spanisch sprach. Darauf er: Um nachts am Strand spazieren zu gehen, braucht es keine Worte ...
WhatsApp am Abend
Am Abend erreichte mich folgende Nachricht: Hast du gesehen. Wir haben mehr als eine Stunde geredet! Nun denn, ich hatte meist freundlich genickt und ab und an ein kleines Sätzchen gesagt.
Später sollte es hin und wieder lustig werden. Wenn ich ihn was aus seinem Leben fragte, meinte er, mir das alles bereits bei unserem ersten Treffen erzählt zu haben.
Wenige Monate später
An einem frühen Abend im Dezember saßen wir in einer Bar mit Blick auf diesen Himmel. Wir sprachen ganz allgemein über das Leben. Was es so mit sich bringt, über Vergangenes und die Ungewissheit der Zukunft.
Da nahm er meine Hand und sagte: Die Wahrscheinlichkeit, dass wir nicht mehr zusammen sind, wenn einer von uns endgültig gehen muss, liegt unter Null.
Und heute?
Sieben Jahre sind seither vergangen.
Die Liebe hatte angeklopft und ich hatte die Tür geöffnet. Was ein Glück!
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