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Deutschsprachige Vereinigung Almuñécar und La Herradura

Aktualisiert: 11. Aug.


Blick von Westen aus über Almuñécar
Blick von Westen aus über Almuñécar

1999 – Das Gründungsjahr der “Deutschsprachigen Vereinigung Almuñécar und La Herradura”.  Wie hatte alles mal begonnen?

Ich sitze zusammen mit Marion Möller, Barbara Odstrcil und Christine Blanco Cruz.

Marion lebt seit 1970 hier. Sie kam mit ihrem Mann und drei kleinen Kindern; Barbara zog es 1982 mit ihrem Mann nach Almuñécar und Christine kam mit ihrer Familie 1990. Es sind besondere Frauen. Sie gehörten zur Gündungsgruppe des Vereins. Ich bin gespannt, was sie erzählen werden.


 

Ausgangssituation

Die Vereine waren und sind bis heute wichtige Ansprechpartner für die Stadtverwaltung. Bei Problemen wurde der entsprechende Verein eingeschaltet, vor allem wenn wer im Krankenhaus war und nicht Spanisch sprechen konnte.

Residenten anderer Nationen hatten bereits Vereine gegründet. Für Deutsche bzw. Deutschsprachige gab es keinen offiziellen Ansprechpartner. Die Stadt bat, einen Verantwortlichen zu benennen.


Was wäre wenn ...

Christine, ihr Mann Enrique und Freunde sprachen bei Treffen über den Wunsch der Stadt. Enrique warf irgendwann die Frage in den Raum: Was wäre, wenn wir einen Verein gründen würden? Nach kurzer Diskussion entschied sich die Gruppe dafür und nicht nur, weil die Stadt daran interessiert war. Es gab genug gute Gründe – auch aus Sicht der Residenten. 

Info am Rande: Residenten werden alle genannt, die ihren ersten Wohnsitz in Spanien haben – auch Spanier. 


Zwei Säulen: Kultur und Sozial - erste Ziele


  1. Integration der Residenten in das Alltagsleben Almuñécars anstelle einer Parallelwelt. 

  2. Zumindest Grundkenntnisse in Spanisch sind dazu erforderlich. Die zu erwerben, sollte ermöglicht werden. 

  3. Man wollte sich intensiver am kulturellen und sozialen Leben der Stadt beteiligen, durch aktive und passive Teilnahme an Festen und kulturellen Veranstaltungen, aber auch soziale Verantwortung übernehmen – z.B. durch Spendenaktionen.

  4. Als offizieller Verein wäre es einfacher, die eigenen Interessen gegenüber der Verwaltung vertreten zu können.

  5. Vor allem sollte auch das Miteinander der deutschsprachigen Residenten gefördert werden. Der Mensch als soziales Wesen benötigt andere, sonst vereinsamt er rasch. 

 

Vorschläge oder Wünsche waren willkommen.  


Ob überhaupt wer kommt?

Mit einer Info-Veranstaltung sollten weitere Interessierte gefunden werden. Die Stadt stellte dafür einen Raum in der “Casa de la Cultura” zur Verfügung. Per Aushang informierte man über die geplante Vereinsgründung und sprach Deutsche, Österreicher und Schweizer an. Das erste Treffen fand statt am 4. Mai 1999. An die 20 – 25 Personen kamen zusammen. Daraus erwuchs eine Gruppe von 10 – 12, die sich regelmäßig im privaten Bereich zusammensetzten.


Die Bürokratie

Der bürokratische Prozess begann. Statuten mussten her. Die “Francofones” stellten ihre zur Verfügung. Damit gab es eine Basis, an die die eigenen Vorstellungen angepasst wurden.

Alles musste auch in Spanisch abgefasst werden. Für den Spanier Enrique war das kein Problem. Die Unterlagen wurden zur Registrierung nach Granada geschickt und anerkannt. 

Nur 7 Monate später – am 9. Dezember 1999 – wurde zur ersten Vorstandswahl eingeladen. 


Der erste Vorstand - von links nach rechts stehen da zusammen: Peter Bammann, Wally Völp, Barbara Odstrcil, Christine Blanco Cruz, Marion Möller, Helga Symanek und Toni Erhard
Der erste Vorstand - von links nach rechts stehen da zusammen: Peter Bammann, Wally Völp, Barbara Odstrcil, Christine Blanco Cruz, Marion Möller, Helga Symanek und Toni Erhard

Wie der Verein bekannt gemacht wurde

Zur Erinnerung: Es gab zu dem Zeitpunkt weniger Handys und schon gar kein weltverbindendes Internet in jeder Wohnung.

  • Flugblätter wurden erstellt, gedruckt und ausgelegt.

  • Die Stadt erteilte die Genehmigung einen Aushängekasten anzubringen. Der wurde in Eigenregie gebaut und installiert in der Helga-Söhnel-Strasse. Leider gibt es kein Originalfoto davon. 

  • Die CSN (Costa del Sol Nachrichten) schrieb einen Artikel über den neuen Verein.

  • Ideal (eine spanische Zeitung) berichtete ebenfalls.

  • Das Deutsche Konsulat wurde informiert.

  • Die anderen Vereine ausländischer Residenten ebenso.


Erste Angebote

  • Rasch wurde eine Wandergruppe ins Leben gerufen, die nun seit mehr als 20 Jahren regelmäßig die nähere oder fernere Umgebung erkundet, immer montags. Anschließend kehren meist alle ein und lassen sich die andalusische Küche gut schmecken.

  • An jedem zweiten Freitag traf man sich zum Skat, Domino oder Plaudern, je nach Lust und Laune. 

  • Nach wenigen Monaten kam eine Petanca-Gruppe dazu. Auch diese trifft sich seither immer mittwochs. 

  • Vorträge wurden organisiert. Im ersten ging es um psychosoziale Probleme im Alter, in einem weiteren um die Unterschiede im spanischen und deutschen Gesundheitssystem.

  • Geplant wurden gemeinsame Städtetouren und Konzertbesuche. Später machte man sich gar mehrmals bis nach Marokko auf den Weg.

  • Der Verein nahm bereits im ersten Jahr am Europafest teil. Es fand damals im Palacete de la Najarra statt,  eine schöne arabisch anmutende Villa umgeben von einem Garten. Heute ist die Touristeninfo dort zu finden. 

  • Vier Monate nach dem offiziellen Start zählte der Verein bereits um die 60 Mitglieder. 


Einladung zu einem Vortrage
Die erste Einladung zu einem Vortrag

Gibt es einen persönlichen Höhepunkt?

Mich interessiert, ob es etwas Besonderes für die drei gab in der Zeit, als sie noch im Vorstand waren.


CHRISTINE

Für Christine gibt es keinen außerordentlichen Höhepunkt. Ihr ist der Verein als Ganzes mit seinen vielfältigen Möglichkeiten wichtig: der persönliche Austausch, das soziale Eingebundensein, die Ausflüge zusammen mit anderen. Doch halt! Einen wöchentlichen Höhepunkt gibt es: die Wandergruppe. 


Frau mit blauem Hut und Sektglas in der Hand
Christine beim Grillabend

BARBARA

Barbara überlegte nicht lang. Das erweiterte Europafest war für sie ein ganz klarer Höhepunkt – die Begegnungsmöglichkeiten daran für sie das Interessanteste. Teilgenommen hatten alle acht Vereine ausländischer Residenten und die Partnerstädte von Almuñécar: Fürstenfeldbruck in Deutschland, Livry-Gargan in Frankreich und Cerveteri in Italien.


Beim “erweiterten Europafest”, der Name verrät es, wurde der Radius weiter gefasst. So nahmen auch Vertreter aus Städten Nordafrikas teil. Diese präsentierten traditionelle Kunst, Schmuck und Kleidung. Die ortsansässigen Vereine sorgten für das leibliche Wohl.


Zum erweiterten Europafest hab ich leider nichts mehr gefunden, aber zum Fest aus 2005 kann man hier etwas nachlesen – auf Spanisch allerdings. 


Frau gerahmt von zwei grünen Büschen
Barbara in ihrem schönen Garten

MARION

Marion erinnert sich an einen Freitag im Jahr 2012, an dem es um deutsches Kulturgut ging. Die Stadtverwaltung hatte dem Verein die “Casa de la Cultura” für den ganzen Tag zur Verfügung gestellt. 


  • Das legendäre Neujahrskonzert der Wiener Philarmoniker aus dem Jahr 1987, von Karajan dirigiert, wurde per DVD eingespielt. Es war das einzige Mal, dass Karajan dieses Konzert dirigierte. 

  • Die DVD “Deutschland von oben” offenbarte, wie schön Deutschland anzuschauen ist. Es handelt sich um einen Film, für den einzigartige Aufnahmen per Zeppelin/Hubschrauber gemacht wurden. Grundlage für den Kinofilm bildete die dreiteilige Dokureihe des ZDF “Stadt, Land, Fluß”. 

  • Die Theatergruppe bewies ihr Können. 

  • Eine Prästentation mit Fotos aus Deutschland unterlegt mit Gedichten, Liedern und Life-Musik bildete den Abschluss.

  • Natürlich wurde auch gut gegessen. Mittags reichte man Tapas, später dann hausgemachte Kuchen, die in der Zwischenzeit bei Festen aller Art auch von Spaniern heißbegehrt sind. 


Frau auf einem Stein in einem Fluß stehend
Marion und Natur - ein untrennbares Paar

Und heute?

Der Verein zählt um 250 Mitglieder. Einige sind Residenten, andere überwintern in Zugvögelmanier. Sie kommen im Herbst und gehen im Frühjahr. Noch andere verbringen hier regelmäßig einige Wochen. 

Ich hab zusammengetragen, was so alles geboten wird. Eine erstaunliche Liste ist entstanden. Wenn wem auffällt, es fehle was, der/die möge sich bitte bei mir melden. 

 

  • Wandern

  • Petanca 

  • Tagesausflüge

  • Kurzreisen

  • Museumsbesuche, zum Beispiel ins Zuckerrohrmuseum

  • Besuche von Fincas, die ökologischen Landbau betreiben

  • Führungen in Betrieben – wie Rum-Fabrik in Motril

  • Vorträge 

  • Strick-Plaudergruppe bei lecker Eisgenuss

  • Treff - offenes Treffen jeweils donnerstags

  • Grillabend

  • Adventsfeier

  • Frühlings- und Herbstfest 

  • Fest zum Tag der Deutschen Einheit und zum Schweizer Nationaltag

  • Besonders hervorheben möchte ich: Kleingruppen Alleinstehender wurden organisiert, die an jedem Morgen eine Telefonkette bilden. 

 

Fazit

Schaut man sich die zu allererst genannten Ziele an, dann kann ich nur sagen: VOLL ERFÜLLT! Sowohl kulturell als auch sozial gibt es eine Vielzahl von Angeboten. Für jeden ist etwas dabei.


Auch ich bin Mitglied im Verein und froh, dass es ihn gibt. Mir sind sehr liebe Menschen begegnet und ich habe Freundinnen gefunden, die ich im Falle eines Falles jederzeit anrufen könnte – ein nicht zu unterschätzendes Gut. 


Wegen Corona hatte ich mich lange zurückgezogen, das änderte sich in den vergangenen Monaten Stück für Stück. In der Zwischenzeit arbeite ich in der Funktion als Schriftführerin im Vorstand mit.


Zu weitergehenden Infos und zu vielen Fotos geht’s hier zur Home des Vereins.

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