Leben in Andalusien

BLOG-NACHT
November - 2023

Aufgeräumt

Blog-Nacht

Vorneweg-Worte

Aufgeräumt: Das ist der Impuls, den Anna uns heute zum Schreiben gibt. 

Meine Güte, was mir da alles einfällt. So lege ich mal los in meiner 9ten  Blognacht mit Anna Koschinski.

Chaos im Kopf braucht Verlangsamung

In meinem Kopf springen oft die Ideen kreuz und quer  – gleichzeitig, so fühlt es sich an, obwohl es nicht geht, da gibt’s nur nacheinander, wenn auch rasend schnell.  

Wenn es mal wieder so ist, schreibe ich alles auf, nicht am Läppy, sondern althergebracht mit Papier zum Anfassen und Füller mit echter Tinte drin und hinterher blauen Fingern. 

Mit dem Füller kann man nicht so schnell schreiben. Alles verlangsamt sich. Mein Kopf kommt zur Ruhe und ich mit ihm. Wie entlastend. 

Worüber könnte ich nur schreiben

Im Augenblick springe ich auch hin und her, gedanklich. Worüber nur könnte ich schreiben? Das Thema begleitet mich schließlich mein ganzes Leben. Angefangen bei dem Dauerpalaver meine Mutter über mein unaufgeräumtes Schrankfach. Mehr nannte ich damals nicht mein eigen – ein Fach in der nussbaumenen Wohnzimmerschrankwand. Es war das damals sehr schicke Barfach mit Klapptür, an der man schreiben konnte. Meist jedoch saß ich am Küchentisch. 

Unsere Wohnung war immer blitzeblank. Einen Satz meiner Mutter  habe ich bis heute noch im Kopf. “Wenn mal Chaos ist, zum Beispiel in der Küche nach einem Fest, dann fängst du an einer Seite an, nimmst jedes Stück in die Hand und packst es gleich an den richtigen Ort. Du fasst es auf keinen Fall ein zweites Mal an.” Ich hab’s probiert: es klappt. 

Als Aufräumen nicht mehr half

Mit einer Freundin hatten wir “Amerikaner” gebacken. Die hießen damals so, ich weiß nicht, ob das heute noch korrekt ist. Sie waren richtig gut geworden. Wir räumten auch alles schön auf. 

Doch dann hatten wir eine unselige Idee, wahrscheinlich ich. Damals gab’s Kachelöfen, die man mit Holz und Kohlen füttern musste. Vor dem Ofen war eine Metallplatte. Da sollte unser kleines Feuer sein, an dem wir die Amerikaner essen könnten. Bissl Papier, drauf einige kleine Holzspäne dazu und schon ging’s los. 

Nur leider hatte ich nicht bedacht, dass die Platte mit Lack verschönert war. Wer macht denn auch sowas, was ein Unfug! Und das es rauchen könnte, war mir auch nicht klar. 

Sofort löschten wir alles – mit Erfolg. Aber die Hitze war für den Lack doch zu viel, Blasen waren gewachsen. So gut oder eher schlecht wie es halt ging, versuchten wir zu retten, was nicht zu retten war und ich verschwand bis zum letztmöglichen Moment nach draußen, der war wenn die Laternen angingen. Im Winter war das leider ziemlich früh. 

Bis heute bin ich dankbar über die ungewohnte Reaktion meiner Eltern. Die sagten erstmal nichts. Beim Abendbrot hieß es dann wie nebenbei: “Na du kleiner Feuerteufel …? Mir fiel fast die Gabel aus der Hand, aber es folgten keine bösen und lauten Worte. Sie sprachen mit mir in aller Ruhe und ich schwor natürlich alle Eide der Welt, so etwa nie wieder zu machen. Bis heute ist daraus kein Meineid geworden. Nur die Freude am Kochen und Backen ist geblieben.

Unter einem Aufsatz würde jetzt wahrscheinlich stehen “Thema verfehlt in dieser Blognacht”. 

Blognacht, aufräumen

Und Innen?

Natürlich musste auch in meinem Leben aufgeräumt werden, was auf den ersten Blick nicht so leicht zu erkennen war und auch nicht so leicht zu entsorgen wie ein abgetragener Pullover. Wegen meines immer chaotischen Klappfaches in oben beschriebener Schrankwand, flog mir nicht nur einmal der Satz entgegen: Du wirst mal in deinem eigenen Dreck verkommen!

Was eine Drohung. Es dauerte Jahrzehnte bis ich sie entsorgen konnte wie ein zu klein oder eben labbrig gewordenes Kleid, was mir nicht mehr passt. 

Hintendran-Worte

Ja, ich bin eine Meisterin im Produzieren von Chaos aber eben auch eine Meisterin im Strukturieren. Es dauerte lange bis ich Begriff, dass Chaos, zum Beispiel beim Aufbau für ein Foto im kleinen Wohnzimmer, nichts aber auch gar nichts mit “im Dreck verkommen” zu tun hat. 

Und trotzdem berührt es mich jetzt beim Schreiben immer noch, wenn auch anders als früher. Heute tut mir meine Mutter leid, die immer so großen Wert legte auf das, was die Leute denken und womöglich auch noch sagen könnten. 

Wie geht es euch in Sachen Aufräumen – im Außen und im Inneren? 

Treiben oder trieben in euren Seelen auch so vollkommen deplatzierte Sätze ihren Unfug? 

Liebe Grüße, eure Ramona 

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2 Antworten

  1. Liebe Ramona,

    ich bin auch eine Expertin für das Chaos. Komischerweise bekomme ich immer wieder Feedback von außen, so wunderbar strukturiert zu sein.

    Beim lesen deines Beitrages kommt mir die Idee, es könnten zwei Seiten einer Medaille sein. Chaos und Struktur.

    Alles Liebe
    Stephanie

    1. Liebe Stephanie,
      da geht es dir sehr ähnlich wie mir. Selbst- und Fremdwahrnehmung in Sachen Struktur versus Chaos sind auch bei mir nicht deckungsgleich. Allerdings sind da unterschiedliche Bereiche:
      Zum Beispiel Steuerunterlagen aufbewahren – ein Elend!
      Aber einen Jahresplan erstellen für einen hiesigen Verein, zack und fertig ist er – in Tabellenform und obendrein thematisch farbig unterlegt.
      Ein Konzept für einen Wochenkurs entwickeln, das flutscht nur so.
      Aber in anders kreativen Bereichen beim Kochen (also nicht beim langweiligen Alltagskochen) und noch mehr beim Backen, da bin ich lieber allein, um die Nerven der anderen zu schonen.
      Sei ganz und gar lieb gegrüßt, Ramona

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