Leben in Andalusien

VIVA LA FIESTA!

SAN JOSÉ MÄRZ 2023

Vorneweg-Worte

Viva la Fiesta! San José  – der Heilige Josef – ist seit 1907 Schutzpatron von La Herradura. Im römisch-katholischen Verständnis ist ein Schutzheiliger Mittler zwischen Gott und den Menschen. Er tritt für die Menschen ein, darf verehrt aber sollte keinesfalls angebetet werden.  

La Fiesta

Ihm zu Ehren wird ein Fest gefeiert. Allerdings ganz anders als zumindest ich es aus Deutschland kenne. Mehrere Tage zieht es sich hin. Neben Gottesdienst und Prozession wird getanzt, gesungen, viel gelacht und es gibt reichlich Extras für die Kinder.

Immer wieder ruft wer: “Viva la fiesta!” (Es lebe das Fest!). Und alle in der Nähe stimmen ein. 

Ein kleiner aber dennoch den Geräuschpegel enorm steigernder Rummel mit Fahrgeschäften, Zuckerwatte und was noch alles wird installiert. 

Viva la fiesta - feria
Da würde ich nie einsteigen! (Foto aus meinem Archiv)
Mit dem Blick auf's Meer - das hat schon was. (Foto aus meinem Archiv)

Fotoausstellung

Ja, auch eine Fotoausstellung wird im Rahmen der Feierlichkeiten eröffnet. Der Fotoclub Almuñécar – La Herradura zeigt nach dreijähriger Pause Bilder, die für die Ausstellung 2020 geplant waren. 

Ich liebe und freu mich immer wieder an der Fotografie, darum bin ich Mitglied in diesem Verein. Wir hatten damals gerade die Plakate geklebt, als die Corona-Bombe mit voller Wucht einschlug. Ausgerechnet mehrere Mitarbeiter des Gesundheitszentrums in Almuñécar waren als erste infiziert. Das Virus brachten sie von einem medizinischen Kongress in Málaga mit, den sie gemeinsam besucht hatten.

Alles wurde sofort abgesagt und die lange Zeit des Confinamiento begann, d.h. die Ausgangssperre trat hier bereits einige Tage zuvor mit sofortiger Wirkung in Kraft. Wie sie sich gestaltete und was das alles für uns bedeutete, darüber werde ich einen Extra-Beitrag schreiben.

Aber nun!

In diesem Jahr nun sollen unsere Bilder endlich ihren Auftritt haben.

Mehr als 60 großformatige Fotos werden gezeigt zu den Themen: 

Natur, Sport, Menschen von heute, Familiengeschichten

Bei aller Freude darüber gibt es auch eine traurige Seite. Unser Freund Francisco López (Frasco), von dem 9 Fotos zu sehen sind, musste viel zu früh gehen und ist nicht mehr an unserer Seite. Wir vermissen ihn, sehr.

Hier könnt ihr eine kleine Auswahl von 12 Fotos verschiedener Fotografen sehen. Die Ausstellung läuft bis Ende September. 

Wenn ihr die Bilder anklickt, könnt ihr sei einzeln und größer anschauen. Auch wird der Name des Autors angezeigt. 

Das Hängen

Der Liebste hatte die Bilder seit Tagen für die Ausstellung vorbereitet. Heute, Mittwoch, sollen sie aufgehangen werden. Um 13.00 erreicht mich seine Nachricht: “Du müsstest kommen …” Ich mache mich auf den Weg in die Markthalle. Da findet die Ausstellung statt. Schon Beuys hat gesagt, die Kunst solle raus aus den Museen und hin zu den Menschen. Dem entspricht diese Ausstellung zu 100%. 

Sieben lange Stunden sind wir beschäftigt. Ich laufe ungezählte Schritte. Um 20.30 ist endlich alles fertig. Ganz schön anstrengend. Ich bin so müde, dass ich ganz und gar vergesse, wenigstens ein Foto zur Dokumentation zu machen. 

Die Eröffnung

Um 11.30 am Donnerstag eröffnet der Teniente de Alcaldía, Daniel Barbero, die Ausstellung. Die Verwaltung hat Tapas spendiert: Käse, Schinken, Chorizo, Wein rot und weiß, dazu Bier. Unsere Gäste greifen beherzt zu. Zu den Fotos höre ich viel Positives. 

Und dann kommt der Mann von der Presse auf mich zu. Ich soll was zu der Ausstellung sagen, ins Mikro, für’s Radio, auf Spanisch! Das ist eine Herausforderung, aber es gelingt mir ganz gut. 

Irgendwann taucht, wie in jedem Jahr, die Blaskapelle bei ihrem Rundgang durch das Dorf in der Markthalle auf. Man stelle sich vor: Sie spielen zuerst das Lied “Rosamunde”. Was eine Stimmung wird da verbreitet. Alle werden vom Takt mitgenommen und wackeln ein wenig. Und es wird auch getanzt.

Leider konnten nur drei Mitglieder des Fotoclubs anwesend sein. Von l nach r: Reinhard Greul, Ramona Richter, Daniel Barbero, María Franco
Ein "Brindi" nicht auf die Fotoausstellung, sondern auf die Fiesta.
Liebe Frauen aus dem Dorf. Leider weiß ich nicht, wer dies Foto gemacht hat. Man möge sich bei mir melden. Das da im Hintergrund ist keine Fototapete, sondern die riesige zu öffnende Glasfront, die den Blick auf's Meer frei gibt.

Gigantes

Im Programm war für Samstag um 16.00 Uhr eine traditionelle Reiteraktion angesagt. Auf dem Weg dorthin begegnen mir diese Gestalten. Bisher habe ich weder ausfindig machen können, was sie bedeuten, noch seit wann es sie gibt.

Die Kapelle, die auch im Markt war, zieht den Riesen voran.

Pferdespektakel 1.0

Was ein Glück! Ohne an einem bestimmten Ort verabredet zu sein, treffe ich sogleich die beiden Frauen, Korina  und Nicole, beide neben anderem auch Bloggerinnen, beide zu Besuch hier. Wir halten Ausschau nach den Pferden – aber nicht eines ist in unserer gesamten Bucht zu entdecken, nicht mal ein Schaukelpferd. Ein netter Polizist erklärt mir, dass die “Reiterei” am Sonntag stattfinden würde. Also umsonst das ganze Ende unter strahlender Sonne, die schon wacker für den Sommer übt, mit schwerem Fotorucksack gelaufen. Auf dem Rückweg finden wir in einer Bar ein freies Plätzchen im Schatten und bestellen Zitronenlimo und Tonic ohne Gin.

Ofrenda Floral

Erfrischt ziehen wir weiter zum Centro Cívico. Auch dort gibt es einen freien Tisch. Jetzt bei einem Tinto Verano schauen wir zu, wie sich der Chor und viele Frauen versammeln. 

Um 18.00 Uhr beginnt die “Ofrenda Floral”. Die versammelten Frauen in traditionellen Kleidern mit Blumen im Arm gehen von dort aus am Strand entlang zur Kirche. Da erwartet sie eine Statue von San José mit Kind, vor der sie ihre Blumen ablegen. Weil auf jedem Foto Kinder sind, stelle ich keines hier ein. 

Mein Chor führt diesen Zug an. Es gibt mehrere Haltepunkte, an denen gesungen wird: fröhliche Lieder, zum Beispiel über das Glück in La Herradura zu leben. Und ich singe mit, kann es mir nicht verkneifen, obwohl ich heute ausschließlich Fotos machen wollte. 

Die Blumen im Haar fehlen noch.
Wie elegant !
Mein Chor "Coro cosas nuestras"

Flamenco

Jetzt wird’s dynamisch! Im Theater finden zwei Flamencoveranstaltungen statt. Es soll beeindruckend gewesen sein, überaus intensiv, wie mir Korina und Nicole später erzählen, denn ich war nicht dabei. Aber ich kenne die Tänzerinnen und weiß, wie wunderbar sie sind. 

Foto: Nicole Isermann / NicPR

Pferdespektakel 2.0

Nicole ist nun schon abgereist. So gehen Korina und ich am Sonntagnachmittag zum Strand, an dem die Reiterei sein soll. Wir wissen, wo wir hinmüssen. Hohe Holzmasten verraten es uns. Sie spielen eine im wahrsten Sinne des Wortes tragende Rolle, denn zwischen ihnen ist ein Drahtseil gespannt. Auf das Seil sind Papprollen gefädelt, auf die Papprollen Bänder gewickelt mit einem Ring am Ende. Diesen Ring müssen die Reiter mit einem feinen Stift treffen und mitziehen. Dadurch entrollt sich dann das bunte Band. Wer die meisten hat, ist der gefeierte Sieger.

Mein Lebensgefährte erzählt mir, dass es sich bei diesem Spiel um einen uralten Brauch handelt, den es bereits im Mittelalter gab.

Hier seht ihr den Draht auf den die Papprollen mit den aufgerollten Bändern gezogen sind. Die Reiter im Hintergrund sind aber noch nicht die Wettbewerbsteilnehmer.

So nah wie möglich

Ich kniete mit meiner Kamara ganz nah am Rand der “Piste”. Als diese riesengroßen Pferde schnaubend näherkommen, gefällt mir das nicht mehr so richtig. Aber ich bleibe tapfer, möchte ja beste Möglichkeiten zum Fotografieren haben. 

Mehrere Reiter und eine Reiterin sind angetreten. Das Publikum ist ganz und gar dabei. Erfolgreiche Versuche werden mit Klatschen und “Ahhhs und Ohhhs” belohnt, missratene eher mit Bedauern. Ausgepfiffen wird hier niemand.

Wenn ihr genau schaut, könnt ihr den feinen Stift zumindest erahnen, mit dem der Ring aufgefädelt werden muss, damit sich das bunte Band entrollt.
Nach Ende des Spektakels gibt es eine Runde zu Pferde. Mir scheint hier sind Opa und Enkelkind unterwegs.

Prozession

Um 20.00 Uhr am Sonntagabend, also am 19.3. – dem eigentlichen Josefstag – beginnt die Prozession. Die Figur des San José zusammen mit dem Kind ist auf einen Thron gestellt, der mit Blumen geschmückt wurde. So wird er durch das Dorf getragen. Vor ihm geht eine Blaskapelle her. Die Bewohner folgen ihm. Der Ruf “Viva la Fiesta” wandelt sich in ein vielstimmiges “Viva San José”. 

Ich glaube, ich hatte noch nicht erwähnt, dass San José, der 19. März, der offizielle Vatertag ist. 

Hintendran-Worte

Ich finde es unglaublich, was dieser kleine Ort für ein abwechslungsreiches Programm mit bald 40 Angeboten auf die Beine gestellt hat. Für alle ist etwas dabei. 

Und ich staune in jedem Jahr auf’s Neue über die so heitere Umsetzung eines kirchlichen Festes.

Was ich vor allem bemerkenswert finde: Alle Veranstaltungen, ob Musik im Castillo oder zum Beispiel Flamenco im Theater, sind immer kostenfrei. 

Wer Spanisch kann, kann hier mehr erfahren, wer nicht, gewinnt dennoch einige Eindrücke.

Auf ein baldiges Wiederlesen, es wird im April auch um die Semana Santa gehen, 

eure Ramona 

Beitrag teilen

Email
WhatsApp
Facebook

Lust auf mehr?

Hier kommst du zu Wort

8 Antworten

  1. So ein schöner Beitrag Ramona. Und ich hatte das Glück, hautnah dabei zu sein. Die Fotos gefallen mir SEHR gut. Und ich weiß: nächstes Jahr komme ich wieder.

    Alles Liebe und schön, dass es dich gibt! Korina

    1. Freu mich, dass es dir gefällt. Und ja, es gibt auch im Juni etwas Besonderes. Da wird San Juan gefeiert, der Johannistag. Es ist der einzige Tag, an dem es erlaubt ist, ein eigenes Feuer am Strand zu machen. Daneben läuft aber auch im ganzen Juni immer ein ziemlich komplexes Kulturprogramm.

      1. na dann wird’s ja auf jeden Fall kurzweilig und wir müssen gar nicht ständig unterwegs sein! Du weißt, was ich meine… 😉

  2. Hi Ramona,
    Dein Beitrag ist fantastisch wie immer.
    Wir freuen uns auf ein baldiges Wiedersehen mit euch. bis bald dann.
    Vlg Renate und Helmuth.

    1. Freut mich, wenn er euch gefällt, der Beitrag, und ja, ich freue mich auch auf’s Wiedersehen. Ist ja nicht mehr lange. Liebe Grüße aus dem schönen Andalusien.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

LASS UNS IN VERBINDUNG BLEIBEN!

Wenn du magst, kann ich dir gern einmal monatlich - jeweils am 28sten - eine Info über neue Beiträge zukommen lassen.

Ich nutze MailPoet für die Versendung meiner Info-Post. Im Rahmen dieser Anmeldung erklärst du dich einverstanden, dass deine eingegebenen Daten an MailPoet übermittelt werden. Bitte beachte die Datenschutzbestimmungen von MailPoet.

Ich sende keinen Spam! Erfahre mehr in meiner Datenschutzerklärung.

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner